An einer Fallstudie in Belgien wurde gezeigt, dass auch in Regionen ohne akutem Wassermangel eine landwirtschaftliche Wasserwiederverwendung auf das Interesse von Praxisakteuren stoßen kann, wenn dadurch Vorteile für die Beteiligten entstehen.
Das HypoWave-Konzept beschäftigt sich mit Lösungen für die qualitativ hochwertige Wasser- und Nährstoffwiederverwendung in der Landwirtschaft. Neben der zielgerichteten Aufbereitung von kommunalem Abwasser, steht dessen Nutzung in einem hydroponischen Gewächshaus zur Pflanzenproduktion im Vordergrund. Die vorliegende Machbarkeitsstudie in Raeren, Belgien, zeigt ein konkretes Umsetzungskonzept auf, das durch Interviews, Ortsbegehungen, Arbeitstreffen und Stakeholderworkshops gemeinsam mit lokalen Akteuren entstand. Teile von Raeren verfügen bisher nur über Absetzgruben und Kanalisation aber keine Abwasserbehandlung. Das entwickelte Konzept erfüllt die Ansprüche einer robusten, flexiblen Technologie bestehend aus Absetzteich, Sequencing Batch Reactor (SBR) und Schönungsteich als Vorbereitung zur Bewässerungswasserherstellung für die hydroponische Gewächshausproduktion von Schnittblumen, hier Chrysanthemen. Die erwarteten Einleitwerte berücksichtigen die ökologischen und hydraulischen Anforderungen des Wassereinzugsgebiets und können durch die eingeführte Abwasserbehandlung zu einem verbesserten Gewässerzustand beitragen. Das skizzierte Betreibermodell zeigt die Möglichkeiten der Kooperation unter den beteiligten Akteuren, Gemeinde, Abwasserentsorger und Gewächshausbetreiber auf. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt die Potenziale des wirtschaftlichen Betriebs des Gewächshauses bei Übernahme der Kosten zur Abwasserbehandlung durch den Entsorger auf. Das entwickelte Konzept trägt in mehrfacher Hinsicht zum Gemeinwohl bei: es kann die siedlungswasserwirtschaftliche Situation in den betrachteten Siedungsgebieten verbessern, es werden Wasser und Nährstoffe in einer zukunftsweisenden Landwirtschaft wiederverwendet und es ermöglicht einen sozialwirtschaftlichen Gewächshausbetrieb. Die Kombination mit Kurzumtriebsplantage, Schilfpolder und Schönungsteich ermöglicht weitere Synergieeffekte wie eine weitergehende Reinigung des Wassers, die zusätzliche Erzeugung von Biomasse und die gute Einbettung der Anlage in das Landschaftsbild.