Durch die zukünftige Erweiterung bestehender Kläranlagen um eine 4. Reinigungsstufe kann sich im Hessischen Ried ein Potenzial für die Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft ergeben. Damit würde einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Grundwasserbewirtschaftung Rechnung getragen.
Die zukünftig anstehende Erweiterung bestehender großtechnischer Kläranlagen um eine weitergehende Reinigungsstufe kann im Hessischen Ried für die Einführung der Wasserwiederverwendung in der Landwirtschaft genutzt werden. Das hohe Reinigungsniveau der bestehenden Kläranlagen wird durch eine vierte Reinigungsstufe zur Spurenstoffelimination weiter verbessert. In Kombination mit einer Desinfektion zur Nachbehandlung liegt der Fokus der Machbarkeitsstudie auf Wasserwiederverwendung ohne Einbeziehung der Nährstoffe. Dieser Technikansatz ermöglicht eine bedarfsorientierte Bewässerung und eine Verbesserung der Oberflächengewässerqualität der ins Grundwasser infiltrierenden Entwässerungsgräben. Damit würde dem Anspruch einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried Rechnung getragen.
In Interviews und in einem Workshop mit Vertretern der Landwirtschaft, Bewässerungsverbänden und Behörden wurde dieses regionale Konzept erarbeitet und diskutiert. Ziel des in der Machbarkeitsstudie zusätzlich entwickelten Betreibermodells ist es, dass die Abwasserbeseitiger den landwirtschaftlichen Bewässerungsverbänden beitreten. Dadurch entwickeln sie sich zum zentralen Ort der Diskussion und Entscheidungsfindung für den Einsatz technischer Neuerungen und ermöglichen eine Verständigung über ein Qualitätsmanagement. Im Hessischen Ried kann auf etablierte Formen der Direkt- und Regionalvermarktung sowie der gemeinschaftlichen Vermarktung zurückgegriffen werden. Abwasserbeseitiger, Bewässerungsverbände, Landwirte und die Landesebene sind darüber hinaus aufgefordert individuelle Vor- und Nachteile mit der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe im Gesundheits-, Umwelt- und Naturschutz bei ihren Aushandlungsprozessen zu berücksichtigen. Vor diesem Hintergrund geht es weniger um die Wirtschaftlichkeit als vielmehr um eine gerechte Aufgaben- und Lastenverteilung.